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Tag 110: Kriegsschicksal

In meiner Kindheit sind wir gemeinsam mit meinen Großeltern jedes Jahr im Herbst nach Bayern, irgendwo in der Nähe von Bamberg - in Urlaub gefahren.  
Wir waren dort auf einem Bauernhof mit Schweinen, Hasen, Hühnern und hatten immer unglaublich viel Spaß mit dem Tiernachwuchs. 
In diesen Urlauben trug ich übrigens nahezu jeden Tag eines meiner zwei Dirndl. Ich wollte so aussehen, wie eine "Bayerin" halt aussieht 😉. 
Mein Opa erzählte immer, dass er als Kind viel Zeit bei dieser Familie verbracht hätte. Ich habe erst viel später verstanden, dass dies im Rahmen der Kinderlandverschickung im 2. Weltkrieg geschah. Um ihn, aus dem vom Luftkrieg bedrohten Wuppertal, längerfristig in einem weniger gefährdeten Gebiet unterzubringen.
Und ich verstand, dass diese Familie für ein halbes Jahr seine Pflegefamilie gewesen war. Da war er gerade 10 Jahre alt. Als Grundschulkind ging er dort zur Schule und lebte mit der Familie. Die Gastfamilien erhielten neben den Lebensmittelkarten einen Kostenbeitrag von täglich zwei Reichsmark für jedes Pflege-Kind. 
Umso schöner, dass daraus eine so innige und auch langlebige Freundschaft entstanden ist. Mein Opa hat seiner Pflegemutter bis zu ihren Tod regelmäßig geschrieben. 
In Gegensatz dazu hat er über fast alle anderen Erlebnisse im Krieg bis zum Ende geschwiegen. Das einzige was er immer wieder sagte, war: "Sorgt dafür, dass so etwas nie wieder passiert." 

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